Und es werde Cinemascope!

Schneider Kreuznach CineDigitar M und XL im Kombitest

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Das Thema Bildformat ist so alt wie die Kinotechnik und das wird sich so bald wohl auch nicht ändern. Noch vor wenigen Jahren verfügten nahezu alle Fernseher und Beamer auf dem Kinomarkt über das herkömmliche 4:3 Standardformat. Doch wie jedem Kinofan bekannt ist, gibt es nahezu keinen Spielfilm, der nativ diesem 1.33:1 (4:3) Format entspricht. Im Kino haben wir es vielmehr mit 1.66:1; 1.85:1 oder 2.35:1 (bzw. 2,4:1) zu tun.



In Anbetracht dieser Formatvielfalt ist leicht einzusehen, dass ein Kinoprojektor oder Fernseher nicht grundsätzlich stets das Bild passgenau anzeigen kann. Um die Kompromisse möglichst gering zu halten, haben sich die Hersteller daher einheitlich auf das 16:9 (1,77:1) Format geeinigt. Auch die aktuelle (Full)HD-Videonorm wurde auf das 16:9 Format festgelegt, so dass nahezu jeder Projektor und Fernseher dieses Format aufweist. Herkömmliche 4:3 Geräte verschwinden immer mehr, lediglich im Präsentationsbereich sind sie noch zu finden (Tendenz fallend).

Dabei fällt jedoch auf, dass 16:9 keinem der gängigen Kinoformate entspricht, denn es ist nichts anderes als die gewähte Mitte zwischen dem herkömmlichen 4:3 Format und dem Breitbild-Kinoformat von 21:9. Damit wollte man den Kompromiss aller anzuzeigenden Format auf einem vergleichbaren Niveau halten.



Cinemascope im Kino


Stellt man das Cinemascopeformat auf einem herkömmlichen 16:9 TV oder Projektor dar, so bleibt ein großer Teil der Fläche nach wie vor ungenutzt und wird einfach mit schwarzen Balken aufgefüllt. Wie das Schicksal so spielt, hat sich aber ausgrechnet dieses extreme Breitbildformat in den Kinos durchgesetzt und macht den absoluten Löwenanteil an Spielfilmen aus. Aus diesem Grund setzen immer mehr Filmfans bei der Leinwandwahl auf das echte Breitbild.



Das Cinemascope-Format bietet zusätzliche Reserven in der Bildbreite
bei gleicher Bildhöhe


Denn wenn man im Kino überwiegend Spielfilme schaut, dann macht eine Cinemascope-Leinwand durchaus mehr Sinn, als die herkömmliche 16:9 Variante, die in ihrem Bildformat gar keinem Kinoformat entspricht. Gerade im Zeitalter von FullHD sind verkürzte Betrachtungsabstände und damit größere Bildbreiten bei gleicher Bildhöhe möglich.

Doch leider gibt es derzeit noch keinen einzigen Projektor auf dem Markt, der nativ über dieses Breitbildformat verfügt. Und so schließt sich der Kreis: Was früher das 4:3 Format zu 16:9 war, ist heute 16:9 zu 21:9. Von den 1080 bzw 720 Bildzeilen des Projektors werden vom eigentlichen Bild nur rund 820 bzw. 550 Bildzeilen genutzt, der Rest liegt "brach" und bleibt schwarz.


Alle Pixel ausserhalb des 21:9 Bereichs bleiben ungenutzt

Was muss man also tun, um die gesamte HD-Auflösung des Projektors auch im Falle von Cinemascope-Formaten zu nutzen? Gerade die Parallelität zum damailgen 4:3 Format bietet Abhilfe:

 

1.1 Von 4:3 zu 16:9 mit einem optischen Trick

Um aus einem 4:3 Projektor ein waschechtes 16:9 Gerät zu machen, setzte man sogenannte "Anamorphoten" ein. Hierbei handelt es sich um spezielle Glasprismen oder Vorschalt-Linsen, die das Bild um einen gewissen Streckungsfaktor un die Breite ziehen. Einer der Klassiker der damaligen Jahre war die ISCO II.

Sie gab es nur in einer Ausführung, nämlich als horizontale Streckungs-Linse. Horizontale Anamorphoptiken "ziehen" das 4:3 Bild in die Breite.

Um die Auflösung des projizierten Bildes zu steigern, müssen die Pixel aus dem 4:3 Bereich mitgenutzt werden. Doch bei einer bildfüllenden Darstellung wird das Bildformat verfremdet: Statt 16:9 ist es nun 4:3. Das Bild erscheint somit in die Höhe gestreckt.


Das richtige Format wird wieder hergestellt

Die Höhe verändert sich nicht. Bei gleichem Projektionsabstand erweitert sich somit die Bildbreite um 33% gegenüber 4:3. Filme im 16:9 Format erscheinen sowohl in der Höhe als auch in der Breite nun wesentlich größer.

Ein Beispiel:
Der Projektor erzeugt ohne Zusatzoptik ein 4:3 Bild mit einer Bildbreite von 2,4m und einer Bildhöhe von 1,8m. Die Abmessungen des 16:9 Bildteils betragen 2,4m x 1,35m:


Der 16:9 Bildbereich ist niedriger als der 4:3 Bereich


Die schwarzen Balken verschenken Auflösung

Die Vorsatzoptik streckt das Bild horizontal um 33%. Gleichzeitig wird das gesamte Bild zur Darstellung genutzt. Die neuen 16:9 Abmessungen betragen nun 3,2m x 1,8m ! Das 16:9 Bild hat sich also um 80cm verbreitert und um 45cm erhöht. Gleichzeitig wurde die Auflösung verbessert.



Abmessungen und Auflösung des 16:9 Bildbereichs werden erhöht


Die volle Auflösung wird genutzt

Somit kann bei gleichen Raumbedingungen ein größeres 16:9 Bild mit mehr Auflösung erzeugt werden. Sollte das neue Bild zu groß sein, kann man es durch Projektor-Zoom oder Verminderung des Projektionsabstandes verkleinern.

Wie in obiger Skizze ersichtlich, vergrößert sich die Bilddiagonale des 16:9 Bereichs (grün) deutlich. Dadurch können auch in kleineren Räumen mit weniger Projektionsabstand größere Bilddiagonalen erzielt werden, als ohne Optik. Des einen Freude ist des anderen Leid: Reicht der Zoombereich des Projektors nicht aus, so muss bei nachträglicher Montage der Projektor neu positioniert werden.

 


1.2 Aus 16:9 mach 21:9

Zufälligerweise benötigt man nahezu genau den selben Streckungsfaktor, um aus 16:9 -> 21:9 zu machen, weshalb man derartige Anamorphoten auch einem modernen FullHD-Projektor vorschalten kann. Wie schon erwähnt wird bei der der Cinemascope-Projektion das Format des Projektors nicht voll ausgenutzt, ein Teil des Bildes bleibt ungenutzt und wird einfach durch schwarze Balken ausgeblendet.



Ein Cinemascopefilm nutzt nicht
die gesamte Panelauflösung des Projektors


Verwendetet man nun einen Anamorphoten, so wird das Bild vertikal auf die volle Panelgröße des Projektors gestreckt, so dass keine Bild- / Lichtreserven verloren gehen. Anschließend wird das Bild horizontal gestreckt, um die richtigen Proportionen wiederzuerlangen.



Das Bild wird auf volle Panelhöhe gestreckt (oben)
und dann durch die Optik in die Breite gezogen (unten)

Rund 25% Fläche und Helligkeit macht diese effektivere Nutzung aus. Um diesen Betrag lässt sich der Lichtverlust theoretisch reduzieren. Die Betonung liegt dabei auf "theoretisch", denn in der Praxis beeinflussen die Glaselemente und der Zoom der jeweiligen Lösung ebenfalls die Bildhelligkeit, so dass die Nettowerte im Lichtgewinn abweichen.

 


2. Potenzielle Vor- und Nachteile der anamorphen Projektion

Wie bereits angedeutet verfolgt man mit dem Vorschalten einer anamoprhen Optik das primäre Ziel, der Bildverbesserung. Letztere schlüsselt sich wie folgt auf:


- Auflösungsgewinn (alle Modelle)

Dadurch, dass auch bei Cinemascope-Filmen keine Pixel des nativen 16:9 Panels des Projektors mehr ungenutzt bleiben, wird die genutzte Auflösung hier um 33% gesteigert. Dies führt zu einem potenziellen Detail- und Schärfegewinn.


- Steigerung der Helligkeit

Wie bereits erläutert steigert sich die Bildhelligkeit bei gleicher Breite deutlich. 33% mehr Pixel leuchten jetzt auf der Leinwand, dies erhöht die Helligkeit, um welches Maß genau, werden wir im Bildtest genau erläutern.


- Geringere Pixelstruktur

Da auf gleicher Fläche nun mehr Pixel untergebracht sind, veringert sich ihre vertikale Größe und die Abstände zueinander. Der Screendooreffekt wird damit vermindert und kürzere Betrachtungsabstände möglich.


- Verringerung des Projektionsabstandes (Horizontale Streckung)

Dadurch, dass das Bild um 33% in die Breite gezogen wird, erhöht sich die Bildbreite um eben diesen Faktor bei konstantem Projektionsabstand. Durch diese Erhöhung des Zoomfaktors ist es möglich, größere Bildbreiten im selben Raum zu erzielen.


- Keine "grauen" Balken mehr bei Letterboxfilmen

Die grauen Balken, die durch das Restlicht des Projektors im Schwarz entstehen, verschwinden. Das projizierte Bild endet wirklich an den Bildrändern. Das subjektive Kontrastempfinden wird damit erhöht.


Soweit so gut, doch die Installation eines Ansmorphoten birgt auch Risiken, denn das optische Strecken des Projektionsbildes ist keinesfalls so trivial, wie es klingt. In der Praxis sind folgende potenzielle Nebenwirkungen bekannt:


- Eventuell veränderte Bildgeometrie
Die Bildgeometrie kann durch Anamorph-Optiken leicht verzerrt werden. Bei einer horizontalen Streckung können vertikale Linen leicht nach außen gewölbt erscheinen. Das Bild wirkt dann insgesamt leicht bauchig. Bei der vertikalen Stauchung erscheinen unter Umständen die horizontalen Linen leicht "eingedrückt". Beide Effekte sind abhängig von der Qualität des verwendeten Anamorphoten und von den Projektionseigenschaften des Beamers. Gerade Linien werden leicht gebogen. Um keine Beeinträchtigung in Kauf zu nehmen, muss die Verformung so gering ausfallen, dass sie im normalen Filmbild nicht auffällt.


- Konvergenzverschiebung

Je nach Vergütung der Gläser der Anamorphoptik und Spektraleigenschaften des Projektors kann es zu unterschiedlichen Brechungswinkeln der drei Primärfarben kommen. Als Ergebnis kann zum Bildrand hin die Farbkonvergenz der Pixel leiden. Es ergibt sich eine leichte Farbverschiebung (Chromatic Abberation).


- Aufwändige Montage

Durch Größe und Gewicht der Anamorphoten und die erforderliche genaue Ausrichtung und Justage zum Projektor, gestaltet sich die Montage als recht aufwändig. Kompakte Projektoren verlieren ihre Portabilität. Eine genaue Positionierung ist zu beachten.


- Vertikale Skalierungsartefakte

Leider ist die Software von DVD oder Blu-ray nicht für eine anamorphe Projektion von Cinemascope-Formaten vorgesehen. Zwar wäre dies technisch kein Problem, doch ist der Marktanteil an "echten" 21:9 Projektionen mittels Anamorphoten zu gering, als dass sich die Filmstudios diesem Thema annehmen würden. Als Folge muss man mittels eines Scalers die erforderliche Vorverzerrung (vertikale Bildstreckung) erreichen. Und jeder Kinofan weiß: Eine Umrechnung der Auflösung hat meist Artefakte wie Interferenzen oder Linearitätsschwankungen zur Folge.


Diese Liste macht schnell deutlich, dass ein Anamorphot nur dann der Bildqualität förderlich ist, wenn er mit viel Präzision in die Kinokette integriert wird. Das Ergebnis hängt dabei nicht nur von der Optik an sich ab, sondern auch von der Signalverarbeitung.

 


3. Test zweier High-End Varianten: CineDigitar "M" und "XL" von Schneider Kreuznach

Um die potentiellen Vorteile möglichst alle auszunutzen und dabei die negativen Nebenwirkungen auf ein möglichst unmerkliches Niveau zu reduzieren, gibt es auch im Bereich der Glasoptiken stetige Verbesserungen, so dass obige ISCO II nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Mittlerweile gehört Isco zu Schneider Kreuznach und unter dem Schneider-Label wurden die sogenanten "Cine Digitar" Anamorphoten auf den Markt gebracht:



Die neuen Anamorph-Optiken sollen in ihrer Vergütung noch besser sein und vor allen eine noch höhere Schärfe bieten, als ihre Vorgänger. Es gibt sie in drei Größen: S(tandard), M(edium) und XL(arge). So viel Qualität hat natürlich auch ihren Preis: Erst ab €3000.- sind die hochwertigen Optiken made in Germany erhältlich. Dass hochwertige Optiken ihren naturgemäßen Preis haben, ist aber nichts ungewöhnlich Neues, sondern schon seit Jahrzehnten aus der Fotografie her bekannt.



Brandneu ist die CineDigitar XL (Bild oben). Hierbei handelt es sich um den größten Anamorphoten für das Kino, sie ist für Beamer mit besonders großen Optiken gedacht.

Für unseren Test haben wir beide Varianten in unser Testlabor geholt und untersucht, ob Anamorphoten tatsächlich das einhalten, was sie versprechen, ohne zu große Defizite in anderen Bildaspekten zu provozieren. Bewirkt eine CInieDigitar tatsächlich eine objektive Bildverbersseung, oder handelt es sich um High-End Vodoo, an den man glauben muss?

 

3.1 Ausstattung, Features und Verarbeitung

Sie ist schon ein imposanter Anblick: Auf den ersten Blick macht die Linse bereits einen sehr stabilen und hochwertigen Eindruck. Sowohl das Optikgehäuse als auch die Halterung bzw. Bodenplatte sind aus hochwertigem, schwarz eloxiertem Metall. Hinzu kommen die vergüteten Glas-Linsen. All dies macht die Optik zu einem wahren Schwergewicht.



CineDigitar in "M-Size"...


Noch beeindruckender ist der große "XL"-Bruder. Die Optik ist im Durchmesser wesentlich vergrößert, so dass die Linse auch für Profi-Projektoren mit großem Lichtauslass geignet ist.



... und in "XL-Size"


Schon beim Durchblick durch die Optik erkennt man die von ihr erzeugte Anamorph-Verzerrung. Die XL-Variante ist nicht nur vom Umfang her größer, sondern auch länger und schwerer.



Man merkt in jedem Detail, dass es sich bei der Verarbeitung um ein Made-in-Germany Spitzenprodukt handelt, bei dem die Qualität kompromisslos klar im Vordergrund steht. In der Grundausstattung werden die Optiken durch zwei Metallsäulen in Position gehalten, die fest auf einer Bodenplatte verschraubt sind.



Das Halterungssystem erscheint ebenfalls sehr ausgeklügelt. Die Linse ist stufenlos in der Höhe, im Winkel und in ihrer horizontalen Position verstellbar. Für die Arretierung sorgen hochwertige Feststellschrauben, so dass eine sehr genaue Einstellung möglich wird.



In Sachen Verarbeitung und Ausstattung lässt die Optik keine Wünsche offen. Egal ob kleiner oder großer Projektor, es ist eine optimale Ausrichtung zum Gerät möglich. Die hier verwendete Variante ist allerdings wenig flexibel und auf eine dauerhafte Montage ausgelegt. Möchte man eine duale Nutzung realisieren und nur für Cinemascope-Filme die Optik verwenden, muss man auf aufwändigere (und teurere) Schlittensystem zurückgreifen.

 

3.2 Montage

Bevor wir mit dem Bildtest beginnen, muss die CineDigitar Anamorphoptik noch genau auf den Projektor und die verwendete Leinwand eingestellt werden. Das klingt einfacher, als es ist, denn die optimalen Einstellungen hängen nicht nur vom Projektionsabstand ab, sondern auch vom Projektionswinkel, Zoom und den optischen Eigenschaften des Projektors ab.

- Als erstes gilt es, die Optik in ihrem Drehwinkel so auszurichten, dass sie das Bild genau horizontal verzerrt. Am einfachsten geht das, indem man durch die Linse hindurchschaut und so dreht, dass ein vertikales Oval entsteht.


- Im nächsten Schritt muss der Aufstellungsabstand zu dem Projektor ermittelt werden. In der Regel ist dies ein möglichst minimaler Abstand direkt vor der Projektionsoptik.

Wie man im Bild oben erkennen kann, haben wir uns bei diesem Test u.a. für einen JVC DLA-HD950 entschieden, da dieser von seiner Grundcharakteristik und Austattungsmerkmalen gut als Grundlage für eine objektive Bildbeurteilung des Anamorphoten erlaubt.


- Der dritte Schritt besteht darin, die Neigung der Linse genau auf den Projektions-Winkel des Projektors abzustimmen. Auch dies lässt sich dank der präzisen Gelenke gut bewerkstelligen.

Dabei ist folgendes zu beachten: Auch wenn die Optiken der Cinedigitar komplett vergütet sind und eine Lichtdurchlässigkeit von über 98% aufweisen, entstehen bei senkrechter Durchleuchtung minimale Reflektionen, die zurück in den Lichtweg gelangen und dort evtl. Schatten provozieren können. Aus diesem Grunde sollte man Lensshift und Optik so einstellen, dass ein gewisser Winkel zwischen Projektor und Anamorphoten entsteht. Durch diesen Trick fallen evtl. Reflektionen nicht zurück ins Bild, sondern werden nach unten abgelenkt.


- Jetzt gilt es, den Zoom des Projektors so abzustimmen, dass das Bild komplett durch die Optik passt und die Bildbreite der Leinwand entspricht. Hierbei muss man sehr gewissenhaft vorgehen, denn ein zu großer Zoomfaktor, der nicht "durch die Optik" passt, wird mit Abschattungen an den Bildrändern bestraft. Ein schräger Blick in die Optik verrät, ob das Bild passt:

Im Beispiel oben ist das Bild zu groß für die Optik. Man erkennt dies an dem hell beleuchteten Rand, der dem Bild gleichsam im Weg steht (Pfeile). Hier muss man das Bild besser zentrieren oder evtl. verkleinern.


In diesem Beispiel passt das Bild, keiner der Linsenfassungen wird beleuchtet. Wer die maximale Lichtausbeute anstrebt, sollte die Bildgröße möglichst nahe an diese Grenzen der Optik bringen, denn: Je größer der Zoom des Beamers, desto mehr Lichtausbeute!


Im letzten Schritt muss die Schärfe des Projektionsbildes optimiert werden. Zu diesem Zweck befindet sich an der Optik ein Geriffelter Einstellring, der auf den Abstand der Optik zur Leinwand eingestellt werden muss. Die Beschreibung ist mit "Far <-> Near" eher lapidar. Parallel zum Anamorphoten muss auch die Schärfe des Projektors justiert werden, bis man schließlich die perfekte Schärfe erreicht hat.



An der obigen Prozedur erkennt man, warum Anamorphoten nur als stationäre Dauerlösungen geeignet sind. Unnötig zu erwähnen, dass alle Einstellungen miteinander interagieren. Wenn man nicht auf die Serviceleistungen eines geübten Fachmannes zurückgreift, muss man schon einiges an Geduld mitbringen, bis die wirklich perfekte Konfiguration gefunden ist.

 


4. Bildqualität

Basierend auf mehreren HighEnd-Beamermodellen haben wir die tatsächlichen Vor- und Nachteile im Bild ermittelt. Dabei unterscheiden wir zwischen folgenden, für diesen Test relevante Bildmerkmale:


- Farbreproduktion
- Bildhelligkeit
- Schwarzwert
- Kontrast
- Scharfe Abbildung
- Detailgerechte Wiedergabe

In diesem Special beschäftigen wir uns ausschließlich mit den Faktoren, die von der Anamorph-Optik beeinflusst werden können. Nur in diesen Faktoren können sich auch Unterschiede in der Bildqualität einstellen. Können die Anamorphoten hier wirklich signifikante Verbesserungen erwirken? Jeweilige Unterschiede zwischen den beiden Varianten "M" und "XL" stellen wir an entsprechenden Stellen gegenüber, wo sie sich ergeben.

 

4.1 Farbreproduktion

Nein , die Farbdarstellung können die Anamorphoten nicht verbessern, denn sie haben keine farbkorrigierende Wirkung. Die Frage in diesem Kapitel ist vielmehr, ob sie die Farbdarstellung des Beamers nicht evtl. verfremden? Um dies zu ermitteln, kalibrieren wir den Projektor vorher gemäß der Videonorm.


Farbraum und Temperatur
gemäß den Normen


Sowohl in den Grundfarben als auch deren Mischung zur D65 Farbtemperatur stimmt z.B. der HD950 dank Color Managements und RGB-Regler auf den Punkt, wie die Diagramme oben beweisen. Nun schieben wir die Anamorphoten nacheinander in den Lichtweg:

Zunächst die positive Nachricht: Der Farbraum wird durch die Anamorphoten nicht beeinflusst. Dies ist besonders wichtig, da auch im HighEnd-Bereich noch lange nicht alle Projektoren ein vollständiges Color-Management zur nachträglichen Korrektur aufweisen.

Bei der Farbtemperatur sieht es da ein wenig anders aus. Die Sensor-Messung von Vollweiß zeigt auf, dass die CineDigitar Optiken einen Teil des Blaus absorbieren:



Die "XL"-Variante vermindert Blau um ca. 7% (links, roter Pfeil), die kleinere "M"-Optik sogar um rund 10% (rechts, grüner Pfeil). Da man in diesem gehobenen Anwendungsbereich auf perfekte Farben Wert legt, kommt man um eine nachträgliche Kalibrierung auf den Anamorphoten nicht herum. Von den Einstellmöglichkeiten des Projektors her ist das kein Problem, denn nahezu jedes aktuelle Modell hat frei justierbare RGB-Kanäle. Zum Glück bieten auch die meisten Projektoren genügend zusätzliche Blaureserven, so dass man den durch die Optik entstehenden Blaumangel ohne Defizite im Kontrast ausgleichen kann. Anders sieht es allerdings bei Projektoren aus, die von ihrem Lichtweg her "genau auf den Punkt", sprich D65, hin optimiert wurden. Sie bieten nicht selten keine allzugroßen Reserven mehr und eine Korrektur der Farbtemperatur bedeutet bei ihnen, ein Verlust von Helligkeit und Kontrast um ca. 8% - 10%, analog zum Blaumangel.

 


4.2 Konvergenz / Bildschärfe

Und auch bei der optischen Schärfe gilt: Bei sehr guten Projektoren kann sie kaum nachträglich verbessert werden. Allerdings sollte der Anamorphot auch nicht die Schärfe negativ beeinflussen, keine leichte Aufgabe bei einer horizontalen Streckung um einen Faktor von 1.33, wie sie durch die Optik bewirkt wird. Vor allem die Gefahr der "Chromatic Abberation", durch die Optik zugefügte Farbsäume durch unterschiedliche Brechungswinkel der Grundfarben, ist bei Anamorphoten besonders hoch und die meisten Varianten nicht frei davon.

Um die Schärfe und Konvergenz möglichst adäquat zu überprüfen, haben wir einen Beamer gewählt, der für eine Schärfe besonders bekannt ist, ein Mitsubishi HC7000. Und nicht nur das, wir haben auch ein Exemplar mit besonders perfekter Konvergenz ausgesucht:


Wie man im Bild oben erkennen kann, zeigt der Projektor ohne vorgeschalteten Anamorphoten keinerlei Farbsäume, alle drei Grundfarben sind absolut deckungsgleich und bilden scharf abgegrenzte weiße Linien. Noch aussagekräftiger ist die Abbildung einzelner Pixel in der nativen FullHD Auflösung. Hier zeigt sich, wie scharf der Projektor tatsächlich darstellt.

Und auch diesen Extremtest erfüllt der HC7000 mit Bravour, die einzelnen Pixel erscheinen absolut scharf und weitgehend frei von farbigen Rändern, lediglich eine minimale Rotverschiebung ist zu erkennen.

Jetzt schalten wir die CineDigitar "M" vor und werden positiv überrascht: Als einer der ganz wenigen Anamorphoten gelingt es der Schneiderlinse, das Bild auch in den Randbereichen ohne zusätzliche Farbverschiebungen zu strecken.


Keine Nachteile mit Anamorphoten


Das Pixelbild bringt zudem etwaige Schärfeverlkuste ans Tageslicht. Auch hier bietet die Optik ein hervorragendes Ergebnis, einen Schärfeverlust kann man höchstens erahnen, nichts was das Bild negatviv beeinflussen könnte.


Schärfe in noch höherere Perfektion bietet die XL-Variante: Die Abbildung ist absolut frei von Unschärfen oder zusätzlichen Farbverschiebungen. Besser geht es einfach nicht.


Perfekte Schärfe mit XL-Optik

Mit diesem Test ist eine der größten Hürden bei der anamorphen Projektion genommen, die CineDigitar M und XL zeigen kein Schwächen. Wenden wir uns dem nächsten poztenziellen "Problemfeld" zu:

 


4.3 Bildgeometrie

Es ist äußerst selten, dass moderne Kinoprojektoren eine schlechte Bildgeometrie mit "krummen" Kanten oder falschen Proportionen aufweisen, meist sind immer Installationsfehler der Grund für etwaige Probleme auf diesem Gebiet. Noch diffiziler wird es mit dem Anamorphoten. Ein unvermeidbarer Nebeneffekt ist hier eine gewisse Verzerrung waagerechter Bildelemente. Besonders ist dies an geraden Linien im Bild zu erkennen. Sie wirken besonders am oberen und unteren Bildrand zur Bildmitte hin gebogen. Dieser Effekt ist technisch bedingt, das Ausmaß der Verzerrung ist aber, wie der Farbversatz, von Projektortyp, Zoomfaktor und Ausstrahlwinkel abhängig.



Im normalen Filmbetrieb ist die Verzerrung nicht wahrnehmbar, die Bildränder sollten aber, wenn möglich, in einer schwarzen Maskierung der Leinwand kaschiert werden, um den subjektiven Bildeindruck zu verbessern. "Extrem Perfektionisten" bleibt auch die Möflichkeit, eine sogennanten "Curved Screen" einzusetzen. Dabei handelt es sich um leicht gebogene Leinwände, genau wie im richtigen Kino.

Da bei dieser Variante horizontal gesehen stets der gleiche Abstand zum Beamer eingehalten wird, erscheinen auf der gebogenen Leinwand die Linien absolut gerade. Gebogene Leinwände sind mittlerweile zu bezahlbaren Preisen zu bekommen, wie z.B. die Cadre Nr1 im Bild oben.

 


4.4 Lichtausbeute

In den letzten Testabschnitten haben die CineDigitar M/XL Anamorphoten bewiesen, dass Ihr Einsatz keine nennenswerten Nachteile in Farbe oder Schärfe mit sich bringt. Doch bei ihrem Einsatz geht es schließlich um wesentliche Bildverbesserungen, was uns zur Lichtausbeute bringt:

Durch die komplette Nutzung der nativen Panelgröße des Projektors und deren "Umformung" auf das 21:9 Cinemascope-Format, ist theroetisch ein Lichtgewinn von ca. 30% erreichbar. In der Praxis geht aber ein gewisser Teil durch Glastransmissionen und Reflektionen verloren. Die große Frage ist also, wieviel Licht können die Anamorphoten "retten"?


Exkurs:
Vor den Testergebnissen müssn wir noch einen wesentlichen technischen Aspekt moderner Digitalprojektoren in Sachen maximaler Bildhelligkeit erläutern. Grundsätzlich gilt: Der genutzte Zoomfaktor der Optik hat einen signifikanten Einfluss auf Helligkeit und Kontrast. Je größer man das Bild zoomt, desto mehr Lumen verlassen den Beamer. Anschaulich wird dies an dem Beispiel eines JVC HD950, wie wir ihn auch für viele unserer Bildtests in diesem Special genutzt haben:


Zoom

Helligkeit (Lumen)

Kontrast

Max

710

25239:1

Min

570

35492:1


Sage und schreibe 20% mehr Lichtleistung erreicht dieser Beamer bei gleicher Bildbreite, wenn man den Zoom komplett ausreizt und möglichst nahe an der Leinwand positioniert. Diese Ergebnisse variieren selbstverständlich von Modell zu Modell. Im Ergebnis heißt das, dass man einen Projektor grundsätzlich möglichst nahe an der Leinwand positionieren sollte, wenn man die Lichtausbeute optimieren möchte.

Dieser Umstand ist selbstverständlich für den Einsatz des Anamorphoten entscheidend. Je größer das Bild, das man durch die Optik projiziert, desto mehr Lichtgewinn kann man erzeugen. Problematisch wird es, wenn die maximale Bildgröße nicht durch den Anamorphoten passt, sondern die Randbereiche erreicht (vgl. Kapitel Montage). In so einem Fall kann man nicht den gesamten Zoombereich und damit die Helligkeit des Projektors nutzen. Aus diesem Grunde gibt es auch die verschiedenen Größen M und XL.

 

Zunächst messen wir die Helligkeit unseres Projektors ohne vorgeschalten Anamorphoten bei einer Bildbreite von 2,5m. Mit rund 200 Lux bietet der HD950 farbkalibriert ca 700 Lumen auf unserer 2,5m breiten Leinwand. Nun setzen wir die Cine Digitar M vor und müssen den Zoom etwas verkleinern, damit das Bild durch die Optik passt. Dadurch verlieren wir zwangsläufig ein wenig native Beamerhelligkeit, rund 10%, das entspricht einer Helligkeit von 180 Lux ohne Anamorphoten. Wie sieht es nun aber mit Zusatzoptik aus? 245 Lux zeigt nun unsere Messsonde, das sind tatsächlich über 30% mehr Helligkeit. Im Vergleich zum maximalen Zoom ohne Anamorphoten ist das immernoch ein Netto-Gewinn von über 20%! Dies ist beachtlich und im Bild auch deutlich erkennbar: Gerade bei größeren Bildbreiten, bei denen die Lichtleistung des Projektors in ihren Grenzbereich kommt, kann die zusätzliche Ausbeute zwingend notwendig werden, um eine glaubwürdige Helligkeit zu gewährleisten.

Im nächsten Schritt wollen wir überprüfen, ob der verwendete Zoom einen Einfluss auf den Helligkeitsgewinn hat: Zuerst folgt wieder der Test ohne Anamorphoten, diesmal bei minimalem Zoom und maximalem Projektionsabstand. Rund 520 Lumen bietet unser HD950 nativ, das macht auf der Leinwand rund 145 Lux. Dies ist deutlich weniger als bei maximalem Zoom aber: Der Projektor gewinnt durch den größeren Abstand nativen Kontrast, der Schwarzwert steigert sich überproportional. Mit Anamorphoten steigern wir die Helligkeit wieder auf 185 Lux, das ist fast soviel, wie bei minimalem Abstand ohne Anamorphoten. Mit anderen Worten: Wir haben den Kontrast um fast 25% mit nur geringem Lichtverlust erhöht.


Mit Hilfe der CineDigitar ist es möglich, nach eigenem Ermessen die Helligkeit und / oder den Kontrast zu steigern. Zu Nutzen macht man sich dabei den Umstand, dass der Zoomfaktor beides beeinflusst. Mit dem Anamorphoten kann man den typischen Kompromiss "Kontrast kostet Licht" effektiv bekämpfen und die Bildplastizität damit steigern. Damit wären wir beim letzten Stichwort "Inbild-Kontrast". Wir messen den ANSI-Kontrast, eine Spezialform des Inbild-Kontrastes: 340:1 erreicht der Projektor ohne Anamorphoten, 310:1 mit. Das heißt, dass die Optik bei überwiegend hellen Bildszenen mit wenig Schwarzanteil ca. 10% Kontrast kostet.


Im Sichttest erfüllt der Anamorphot genau die Wünsche und Ansprüche, die man an ihn stellt: Er erhöht die Bildhelligkeit, je nach Beamer sogar in Kombination mit gesteigertem Kontrast, so dass der Schwarzwert gleich gut bleibt. Szenen mit hohem Schwarzanteil werden noch plastischer, lediglich bei hellen Szenen mit wenig Schwarzelementen sind minimale Defizite zu verzeichnen. In dieser Rubrik punkten die Anamorphoten am meisten und beweisen ihren eigentlichen Sinn.

 

Anmerkung:
Die Messergebnisse waren bei beiden Anamorphoten "M" und "XL" identisch. Aufgrund des sehr ausgeprägten maximalen Zooms erlaubte die XL-Optik auch keine größere Bildbreite: Zwar hat diese einen wesentlich größeren Durchmesser, doch ist sie auch gleichzeitig länger! Dies hat sich in Kombination mit dem Zoom des HD950 aufgehoben, so dass die machbaren Bildgrößen und der daraus resultierende Lichtgewinn identisch war. Ebenfalls anzumerken ist, dass man die Anamoprhoten vollkommen frei von Schlieren und Staub halten muss, schon minimale Verunreinigungen vermindern den ANSI-Kontrast signifikant!

 

4.5 Skalierung

Nun kommen wir abschließend noch zu einem Thema, das zwar einen sehr großen Einfluss auf die Qualität der anamorphen Projektion hat, aber nicht der Qualität des Anamorphoten unterliegt. Die Rede ist von der Skalierung:

Wie bereits erwähnt, unterstützen leider weder DVD noch Blu-ray eine formatfüllende, anamorphe Aufzeichnung von 21:9 Cinemascope Material. Dadurch ist man gezwungen, bei der Zuspielung dafür zu sorgen, dass das Bild durch einen Bildprozessor vorverzerrt, skaliert wird.

Früher war für diese Aufgabe ein externer Scaler unabdingbar: In jeder Preisklasse gab und gibt es Videoprozessoren (von wenigen hundert Euros bis mehreren Tausend) und alle bieten eine unterschiedliche Qualität in der Skalierung, die nicht unbedingt im direkten Verhältnis zum Preis stehen muss.

Seit den neuesten Projektoren-Generationen wird zum Glück an den Fan des nativen Cinemascope-Fomats gedacht, denn die meisten Modelle bieten mittlerweile eine interne Vorskalierung per Knopfdruck an. Dies macht die Realisation einfacher und schont den Geldbeutel, zumal immer mehr Projektoren eine hochwertige Signalelektronik verbaut haben. Doch die Qualitätsunterschiede bleiben dennoch erhalten.

In diesem Aspekt wollen wir daher klären: Wie groß ist das Problem der Skalierung und wie gut lässt es sich in den Griff bekommen und vor allem, zu welchen Preis? Um diese Frage zu beantworten, füttern wir unsere Testbeamer ersteinmal mit einem pixelgenauen FullHD-Testbild:

Obiger Screenshot zeigt den Mitsubishi HC7000 bei pixelgenauer Ansteuerung. Hier haben wir das Optimum der Detaildarstellung erreicht, bis zum kleinstmöglichen Detail, einem Pixel, werden die Bildinformationn gestochen schwarf abgebildet. Inteferenzen, Linearitätsschwankungen oder sonstige Artefakte sind selbstverständlcihweise nicht zu verzeichnen. Soweit die Ausgangslage, nun aktivieren wir die interne anamorphe Vorverzerrung, die der Projektor bietet:

So gut der HC7000 Kleinstdetails abbildet, so nachlässig ist die Anamorph-Schaltung, und das trotz des HQV-Reon Chipsatzes! Zwar ist dieses Ergebnis noch mit gut zu bewerten, doch Interferenzen sorgen vor allem bei feinen Strukturen für störende Artefakte, die Detaildarstellung wird beeinträchtigt. Sicherlich ist dieses wieder Jammern auf hohem Niveau, doch bei Anamorphoten geht es darum, die Bildqualität in jeder Hinsicht maximal auszureizen, daher müssen wir hohe Maßstäbe ansetzen.

Mit Hilfe eines Lumagen-Scalers gelingt es uns, dei Skalierung zu perfektionieren. Selbst bei der höchsten Auflösung bleiben nun Skalierungsartefakte auf einem unmerklichen Niveau, so muss es sein

Für den Mitsubishi brauchten wir demnach einen externen Scaler, um das Schärfepotenzial der vollen HD Auflösung im 21:9 Format auch angemessen umsetzen zu können. Bei unserem zweiten Testkandidaten, dem HD950, fiel das Ergebnis der internen Skalierung widerum direkt besser aus, obwohl dort der selbe HQV-Chipsatz verbaut ist. Dies beweist wiederum, dass nicht nur die Hardware, sondern auch ihre Programmierung durch die Lizenznehmer entscheidend ist.

Bei der anamoprhen Vorverzerrung ist daher unbedingt auf die Qualität der Signalprozessoren zu achten. Im Idealfall bietet ein Beamer direkt ab Werk eine höchstwertige Skalierung, doch leider ist dies nach wie vor eher die Ausnahme. Perfektionisten schwören daher nach wie vor auf hochwertige externe Scaler.


Hat man auf dem ein oder anderen Weg eine hochwertige Vorverzerrung durch Skalierung gefunden, ist es möglich, ohne störende Nebeneffekte in den vollen Detailgenuss zu kommen. Mehr noch: Wirkliche High-End Scaler sind sogar in der Lage, den Bildeindruck noch analoger zu gestalten, indem die zusätzlich gewonnene vertikale Auflösung von über 300 Zeilen (bei HD) für eine feinere Abstufung von Detailkanten genutzt wird. Dadurch wird das Bild noch realistischer und vor allem kinoähnlicher!

 


5. Abschließender Sehtest / Fazit

Nun haben wir alle einzelnen Bildaspekte für sich untersucht und sind zu überraschend positiven Ergebnissen gekommen, doch wie spielen diese Einzelaspekte nun zusammen, wenn man die Filmqualität mit und ohne Anmorphoten vergleicht?

Das Ergebnis ist wenig überraschend: Auf den ersten Blick fällt (je nach Aufstellungskonstellation) auf, dass das Bild mit vorgeschaltetem Anamorphoten merklich heller ausfällt. Dieser Gewinn ist in vielen Kinos mehr als willkommen, da die meisten aktuellen Kinobeamer in ihrer kalibrierten Lichtleistung weit unter der 1000 Lumen Marke bleiben. Gerade 21:9 Leinwände laden aber zu größeren Bildbreiten von 3m und mehr ein, so dass der Anwender jedes Lux mehr gut gebrauchen kann. Diesen Nutzen erfüllen die beiden CineDigitar Anamorphoten mit Bravour.

Das Schöne an dem Helligkeitsgewinn ist die Tatsache, dass man den ihn nicht zwingend mit einem schlechteren Schwarzwert erkaufen muss. Bei geschickter Veränderung des Zooms kann man die perfekte Balance aus notwendigem Licht und nativem Kontrast finden. Zwar erfordert dies einige Messreihen vorweg, doch die Mühe wird durch ein ansprechend helles und zugleich plastisches Bilderlebnis belohnt. Lediglich einen kleine Kompromiss im ANSI-Kontrast muss man eingehen, doch dieser ist zum Glück für Spielfilme wenig relevant, da diese in der Regel eine niedrigere Durchschnittshelligkeit aufweisen, als das für die Messung verwendete Schachbrett.


Unsere größten Bedenken bei der Installation galten der Konvergenz und Schärfe. Hier aber zeigt Schneider Kreuznach eindrucksvoll, was man mit kompromissloser Optikvergütung erreichen kann: Weder die M, noch die XL-Variante beeinträchtigten die Schärfe oder provozierten Farbsäume in unseren Tests. Damit gibt es in dieser Hinsicht keinerlei Defizite. Dementsprechend "scharf" war auch unser Seheindruck beim Filmbetrieb. Mit maximaler Auflösung werden Kleinstdetails abgebildet und da wir auch eine besonders hochwertige Skalierung verwendet haben, beeindruckt das Bild mit einem scharfen aber ungemein analogen Look. Als angenehmer Zusatzeffekt wird die Pixelstruktur deutlich reduziert, wovon z.B. der Mitsubishi HC7000 sehr profitiert.


Mehr Licht, hohe Schärfe, natürliches Bild, da bleiben noch die Farben: An einer nachträglichen Kalibrierung kommt man nicht vorbei, denn die Blauabsorption der Anamorphoten ist zu hoch, um vom geübten Auge unbemerkt zu bleiben. Beim Kauf sollten Sie diese bei Ihrem Fachhändler daher unbedingt als Bonusleistung heraushandeln!



Regelmäßige Leser von Cine4Pro werden wissen, dass wir uns vor rund einem Jahr mit dem "kleinen" Einstiegsmodell der CineDigitar-Reihe beschäftigt haben. Zwar bot diese bereits beeindruckende Ergebnisse und schlug die meisten ihrer anamorphen (Prismen-)Konkurrenten, doch aufgrund ihrer kompakten Abmessungen musste man mit leichten Kompromissen in Konvergenz und Lichtgewinn leben. Unser Fazit fiel damals positiv, aber keinesfalls überragend aus.

Aus diesem Kontext heraus war es für uns sehr spannend, ob eine nahezu perfekte Anamorph-Prohjektion überhaupt möglich ist - wenn nicht mit der CineDigitar XL, womit dann? Und wir wurden zugegebenermaßen sehr überrascht. Dem Koloss von Optik gelingt es tatsächlich, das Bild um den Faktor 1,33 in die Breite zu ziehen, ohne optisch störende Nebeneffekte zu provozieren, wie es fast jede andere Variante auf dem Markt tut.

Bewertung Bild: 1,3 (Sehr Gut -)

Helligkeitsgewinn

1,1 (Sehr Gut)

Konvergenz

1 (Sehr Gut)

Bildgeometrie

1,7 (Gut +)

Schärfe 1 (Sehr Gut)

Farbtreue

2,1 (Gut)

Auflösungsgewinn

1 (Sehr gut)


Doch bis man ein so perfektes Ergebnis erreicht, ist es ein steiniger Weg: Man muss die Optik haargenau in Winkel, Abstand und Höhe austarieren, anschließend parallel die Schärfe zum Beamer justieren, viele Iterationsschritte durchführen, bis die Bildgeometrie stimmig ist, und abschließend eine Kalibrierung der Farbtemperatur druchführen. Dies ist alles nichts für Anfänger, sondern für den geübten Kinofan und Installateur.

Zudem muss man sich in Sachen Signalverarbeitung auskennen und eine Lösung für eine hochwertige anamorphe Skalierung finden. Selbst teure Lösungen garantieren hier nicht unbedingt Perfektion! Auch dies macht die Installation nicht unbedingt leichter.


Bewertung Insgesamt: 1,8 (Gut +)

Austattung & Co.

1,8 (Gut +)

Montage

2,6 (Befr. +)

Bild

1,3 (Sehr Gut -)

Preis Leistung 1,8 (Gut +)

 

Doch sind alle Hürden genommen, ermöglicht die CineDigitar XL genau das, was das High-End Herz begehrt: Mehr Licht, hoher Kontrast und ein analog wirkendes, aber dennoch voll aufgelöstes und scharfes Kinobild. Jeder Aspekt für sich ist sicherlich nur ein moderater Fortschritt, doch in der Summe kommt man dem Ziel der perfekten Kino-Simulation wieder einen merklichen Schritt näher.



Noch überraschender wurde es für uns, als wir festgestellt haben, dass die M-Version der CineDigitar der XL kaum in der Qualität nachsteht. Auch sie erhält annähernd die volle Schärfe und provoziert kaum störende Nebeneffekte. Sollte ihre Größe für den verwendeten Beamer und die Räumlichkeiten ausreichen, so kann man getrost auch zu diesem Modell greifen und Geld sparen.

Damit wären wir bei den Preisen: Hochwertige Optiken erfordern (leider) einen aufwändigen Herstellungsprozess und nur wenige Hersteller auf der Welt erfüllen perfektionistische Standards. Aus der Fotografie ist schon seit Jahrzehnten bekannt, dass die besten Optiken niemals billig zu haben sind. Dies ist ein Umstand, der sich im optischen Bereich wohl auch nicht ändern wird. Analog verhält es sich bei Projektionsoptiken: Je höher der Perfektionsanspruch, desto aufwändiger die Produktion und teurer die Materialien. Aus dieser Kette heraus handelt es sich weder bei der CineDigitar M noch XL um Produkte für den schmalen Geldbeutel: Rund €5500.- bis €7500.- muss man anlegen, um in den perfekten Anamorph-Genuss zu kommen. Hinzu kommen eventuelle Zusatzkosten für einen Scaler oder eine gebogene Leinwand, ganz nach persönlichem Anspruch.


Unser abschließendes Fazit fällt daher prägnant kurz aus: Eingefleischte Cinemascope Fans, die dieses "wahre" anamorphe Kinoformat möglichst kompromisslos in die heimischen vier Wände übertragen wollen und die bei der Realisation dieses Zieles keine Kosten und Mühen scheuen, für diese sind die "CineDigitar M" bzw. "XL" genau die richtige Wahl, es gibt nichts besseres... außer vielleicht die CineDigitar "Premiere", die ebenfalls bald den Markt und unser Teststudio erreichen wird.


5. Februar 2010,
Karsten Becker, Ekkehart Schmitt

 

6. Cine Digitar M & XL - Pro &Contra:

+ Helligkeitsgewinn (bei gleicher Bildgröße)
+ Evtl. Kontratsgewinn
+ Hervorragende Verarbeitung
+ Erhöhte Auflösung
+ Hohe Schärfe
+ Keine Farbverschiebungen

- Genaue Justage und Festmontage erforderlich
- Leichte Einflüsse auf Bildgeometrie
- Hochwertieg Skalierung erforderlich
- Leichter Verlust an ANSI-Kontrast
- Hoher Preis

 

 

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