Cine4Pro Referenz-Test:
3LCD / WUXGA Projektor:
Sony VPL-FH35

Die ”Bright Era” hat begonnen…

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Bei vielen professionellen Installationen (Konferenzräume, Schulungsräume usw.) projiziert man auf große Flächen in nicht komplett abgedunkelten Räumen, dementsprechend hohe Lichtleistungen werden auf Seite des Projektors benötigt. Zudem wachsen mit zunehmender Digitalisierung aller Medien auch die Auflösungsansprüche: Reichte vor nicht wenigen Jahren noch die herkömmliche XGA-Auflösung für viele Projektion aus, so wird es mittlerweile mit FullHD schon knapp. Immer mehr hochwertige Installationen und Anwendungsgebiete setzen bereits WUXGA (1920x1200) im 16:10 Format voraus.

Doch auf dem Gebiet der „hochauflösenden Lichtkanonen“ sind gute Geräte rar gesät: Viele preisgünstige DLP-Modelle sehen auf dem Datenblatt zwar gut aus, enttäuschen aber in der Praxis, weil die Angaben der Hersteller schlichtweg gelogen sind oder unter nicht praxisnahen Bedingungen erschummelt werden (Cine4Pro wird in Zukunft Beispiele solcher unseriöser Modelle veröffentlichen).

Gute Voraussetzungen für eine lichtstarke Projektion bieten Geräte mit 3Chip Technologie, da hier die maximale Helligkeit tatsächlich allein durch die Mischung der drei Grundfarben entsteht und nicht durch irgendwelche „frisierte“ Farbräder. Ein 3Chip Vertreter der LCD Gattung ist der Sony VPL-FH35:



Der Hersteller verspricht bei ihm eine echte Farbmischung mit einem Color Light Output von 5200 Lumen und native WUXGA Auflösung. Geräte mit derartigen Eckdaten haben aufgrund des technischen Aufwandes ihren Preis. Rund €5000.- beträgt die Preisempfehlung, in der Praxis kostet der FH35 immernoch ca. €3500.-.


Im folgenden Test untersuchen wir, inwieweit der Sony Beamer seinen Werksangaben und professionellen Ansprüchen gerecht wird und was er für einen Gegenwert für den Kaufpreis bietet.

 


1. Chassis & Installation

Vorbei sind die Zeiten, in denen leistungsfähige Profimaschinen grundsätzlich große, hässliche Klötze waren, zumindest bei Sony: Der VPL-FH35 erscheint im ungewohnt schlanken und elegant schlichtem Design und hellem (aber kratzempfindlichen) Finish.



Auch die Abmessungen von 390x148x477mm sind für einen Projektor dieser Klasse ungewöhnlich kompakt, der FH35 würde so sogar als Heimkinoprojektor „durchgehen“.



Mit diesem ansprechenden Äußeren muss sich der Sony jedenfalls nicht in Konferenz- oder Schulungsräumen verstecken, sondern wertet die sichtbare Infrastruktur optisch merklich auf.



Wo wurde der Rotstift angesetzt, um ein so kompaktes Gerät zu realisieren? Die auffälligste Sparmaßnahme betrifft die Steuerung des Objektivs: Auf den Luxus eines motorisierten Zooms, Fokus oder Lensshifts muss der Anwender komplett verzichten.

Bei Anwendungen, in denen der Projektor gut zu erreichen ist, ist dies sicherlich verschmerzbar, doch hängt das Gerät mehrere Meter hoch unter einer Decke oder gar in einem anderen Raum, so gestalten sich eventuelle Nachkorrekturen oder Anpassungen auf verschiedene Projektionsflächen als äußerst schwierig. Die Alltagsflexibilität wird damit eingeschränkt.



Das mitgelieferte Standardobjektiv verfügt über einen 1,6 fachen Zoombereich und erlaubt gängige Bildbreiten aus moderaten Abständen, so dass es für die meisten Anwendungen geeignet sein sollte.



Sollten die Raumverhältnisse andere Projektionsabstände verlangen, so gibt es zwei optionale Objektive mit längeren Abstandsverhältnissen (siehe Tabelle oben).



Von einem einfachen Objektivwechsel kann allerdings nicht die Rede sein: Praktische Bajonettverschlüsse sucht man vergebens, stattdessen muss man das Objektiv mühselig mit Kreuzschraubenzieher aus dem Projektor bauen, nachdem man die Frontblende demontiert hat (ebenfalls verschraubt).



Sogar die Montage eines Adapterrings wird eventuell notwendig, eine Arbeit, die nicht direkt unter der Decke durchgeführt werden kann.



Auch hier zeigt sich, dass der FH35 eher auf eine einmalige Installation ausgelegt ist, als auf eine schnelle und unkomplizierte Flexibilität. Für den Rental-Bereich ist das Gerät dadurch nur bedingt zu empfehlen.



Zur anschließenden optischen Bildverschiebung ohne Trapezausgleich verfügt das Modell über einen doppelten Lensshift, der ebenfalls manuell vorne per Drehscheiben justiert werden kann.



Der Spielraum des Lensshifts ist großzügig, aber vertikal nur nach oben beschränkt (+60%). Mangels möglicher Verschiebung nach unten muss der Projektor bei hoher Positionierung grundsätzlich auf den Kopf gedreht werden.


Horizontal erlaubt er eine Verschiebung in beide Richtungen um jeweils ca. 30%. Dieser Spielraum schlägt zwar viele DLP-Konkurrenten aus dem Feld, doch im 3Chip LCD Bereich gibt es durchaus noch flexiblere Mitbewerber (z.B. Mitsubishi oder Epson).



Für das notwendige Licht sorgt eine 330W Quecksilberdampflampe, die der Hersteller mit einer langen Lebensdauer von 3500Std im Stqandard Modus, bzw, 2500 Std. im hohen Modus beziffert. Derart lange Lebenszyklen reduzieren die laufenden Kosten für Wartung und Ersatz.



Auch in Sachen Kühlung und Staubfilterung (bei einem LCD Projektor besonders wichtig) verspricht der Hersteller sehr lange Wartungsintervalle von bis zu 15,000 Stunden, die durch ein besonders geschickt aufgebautes Filterelement ermöglicht werden sollen:



In vier Stufen wird die auf der rechten Seite angesaugte Luft gefiltert und so eine vorzeitige Verstopfung der Filterelemente verhindert.



Sollte schließlich der Tausch notwendig werden (idealerweise mit Lampentausch kombiniert), so können beide Komponenten nach hinten aus dem Chassis gezogen werden, ein Lösen von der Deckenhalterung ist nicht notwendig. Umständlich verschraubte Klappen erschweren aber auch hier die Arbeit, ähnlich wie bei der Optik



Aufbau des Sony VPL-FH35


Der obligatorische Blick ins Innere zeigt einen sehr strukturierten und hochwertigen Aufbau mit zahlreichen Abschirmungen und Teilung zwischen Signalplatine, Netzteil, Lichtweg und Objektiv.



Das innere Belüftungssystem des Sony VPL-FH35


Überall im Gerät sind kleine, aber leistungsfähige Lüfter verteilt, die für eine ständige und zugleich leise Luftbewegung an neuralgischen Stellen sorgen



Auf der Unterseite des Projektors befinden sich drei Schraubgewinde für die Deckenhalterung. Dies klingt wenig, doch sind die Stellen geschickt austariert, so dass sich der Projektor gut in der Waage hält.



Mindestabstände zur Halterungsplatte (wie im Bild oben) müssen nicht beachtet werden, da sich auf der Unterseite keine Belüftungsschlitze befinden.



Das gesamte Anschlusspanel des VPL-FH35 befindet sich nicht, wie oft üblich, an der Rückseite, sondern vorne unter dem Objektiv. Dieser Platzierung dient dem Ziel, den Kabelsalate vor dem Zuschauer zu verstecken, der idealerweise hinter dem Projektor sitzt. Dies funktioniert natürlich nur, wenn der Projektor tatsächlich vor dem Publikum an der Decke positioniert ist und der Raumeingang ebenfalls hinter dem Projektor liegt. Bei allen anderen Begebenheiten ist so eine Positionierung der Anschlüsse Makulatur, so dass die Fronteingänge nicht als wirklicher Vorteil bewertet werden können.



Alle derzeit relevanten Anschlussbuchsen sind vorhanden (HDMI, DVI, Komponente BNC, usw.), so dass es in der Praxis keine Kommunikationsprobleme mit Zuspielern geben sollte. Auch LAN und serielle Schnittstellen sind mit an Bord, mit denen der FH35 bequem in Steuernetzwerke integriert wird. Besonders praktisch ist der „Monitor Out“, über den der Projektor sein Bildsignal auch wieder ausgibt und so ein Kontroll-Monitor in Reihe geschaltet werden kann.


Die Vorteile des Chassis des Sony VPL-FH35 liegen vor allem in seinem ansprechenden, schlichten Design und den kompakten Abmessungen. Zudem erlaubt es eine sehr leise Belüftung und große Wartungsintervalle, was dem Dienstleister sehr entgegen kommt. Demgegenüber stehen aber eine lediglich manuelle Justage von Zoom, Fokus und Lensshift, ein umständlicher Objektiv- und Filtertausch und nur wenige Alternativ-Optiken im Zubehör. Dies alles schränkt die Einsatzmöglichkeiten auf dauerhafte Festinstallationen ein, bei denen keine Nachkorrekturen im Alltag erforderlich werden.

 


2. Bedienung und Einstelloptionen

Ein ideales Bedienkonzept geizt nicht mit gebotenen Funktionen und Einstellparametern, bleibt aber dennoch übersichtlich strukturiert und einfach zu bedienen. Bei der Bedienung des FH35 fühlten wir uns schnell heimisch, ist sie doch sehr verwandt zu den Heimkinomodellen desselben Herstellers.

Die On Screen Menüs sind aufgeteilt in sieben Hauptkategorien, die alle übersichtlich mit Symbolen untereinander gekennzeichnet sind.



Von besonderem Interesse ist sicherlich das Bild-Menü, weshalb es auch an oberster Stelle positioniert ist. Auf der ersten Ebene stehen die typischen Grundparameter (Helligkeit, Kontrast, Schärfe usw.), sowie verschiedene Werkspresets zur Auswahl.



Wichtig ist eine nachträgliche Korrektur der Farbtemperatur. Die entsprechende Funktion bietet drei Werkseinstellungen, die durch passenden „Custom“ Bänke nachträglich korrigiert werden können, mehr dazu im Bildtest.



Die Rubrik „Expert Setting“ macht zunächst Hoffnung auf mehr spezialisierte Bildparameter, beschränkt sich dann aber bei Videozuspielung doch auf nur eine einzige Funktion (Black Level), die auch noch technisch unpräzise formuliert ist. Bei PC-Zuspielung kommt noch die Wahl verschiedener Gamma-Presets hinzu, die aber nicht nachkalibriert werden können.



Eine eigene Rubrik für die Wahl des HDMI Pegels hätte man sich sparen können, der Übersichtlichkeit ist dies nicht förderlich.



Die zweite Hauptrubrik „Screen“ wirkt ebenfalls sehr abgespeckt, wählen lassen sich hier lediglich das Bildformat und der abgeschnittene Bildrand (Overscan).



Der Name „Function“ für die dritte Rubrik ist weit gefasst und dementsprechend vielseitig sind die hier untergebrachten Optionen. Die meisten sind selbsterklärend und bedürfen keiner weiteren Erläuterung (siehe Screenshot oben), hinter „Smart APA“ verbirgt sich eine automatische Pixel-Phasenkorrektur bei Anschluss von PC-Signalen.



Sehr unstrukturiert erscheint die Rubrik „Connection / Power“, die neben stromrelevanten Einstellungen auch die verwendete Farbmatrix und die Netzwerkkonfiguration behandelt. Zumindest ersteres hätte eindeutig in die Bild- / Signalrubrik gehört.



Es verbleibt die „Installation“ Rubrik, in der in erster Linie die Aufstellung des Projektors konfiguriert wird.



Warum sich hier eindeutige Bildparameter, wie z.B. „Color Matching“, finden und nicht in der ersten Kategorie, bleibt ein Geheimnis der Programmierer. Hierbei handelt es sich um ein spezielles Farbmenü, mit dem die Helligkeit zweier Grundfarben im Verhältnis zu diversen Signalpegeln justiert werden kann (mehr dazu im Bildtest).



„Last but not least“ gibt es noch die Inforubrik, die den Anwender mit nützlichen Informationen über das zugespielte Bildsignal und der Lampenlaufzeit versorgt.




Die dazu passende Fernbedienung des FH35 überzeugt durch ein ansprechendes Design, gute Reichweite und einer übersichtlichen Strukturierung der Tasten: Oben die Eingänge, darunter Steuerkreuz und unten die wichtigsten Bild- und Tonfunktionen. Lediglich die Bezeichnung der Eingänge mit nichts sagenden Buchstaben trägt nicht zur Übersichtlichkeit bei.

Dieser komplette Überblick über alle Funktionen des Sony VPL-FH35 zeigt eine weitgehende übersichtliche Strukturierung, die aber nicht durch eine besonders große Vielfalt glänzt, im Gegenteil: So vermissen wir professionelle Bildparameter wie z.B. ein komplettes Color-Management oder Gamma-Equalizer, sowie vielseitigere Anpassungsmöglichkeiten der Bildgeometrie. Die hier gebotenen Funktionen entsprechen eher einem durchschnittlichen Präsentationsbeamer.

 


3. Bilddarstellung

In unserem folgenden Bildtest setzen wir drei Schwerpunkte: Lichtleistung maximal bzw. bei kalibrierten Farben, Schärfe in Signalverarbeitung und optischem Lichtweg und erzielbare Farbgenauigkeit. In welchen Domänen überzeugt der Sony VPL-FH35 besonders und in welchen hat er eventuelle Schwächen?

 

3.1 Helligkeit & Kontrast

Sage und schreibe 5200 Lumen verspricht der Hersteller in Sachen Lichtleistung des VPL-FH35. Bei Werksangaben stellen sich grundsätzlich immer zwei Fragen: Wie hoch ist die maximale Lichtleistung tatsächlich und wie viel bleibt davon unter realistischen Bedingungen, sprich bei tolerabler Farbreproduktion, übrig?

Unser Testgerät verfehlte die Werksangabe mit einer maximalen Lichtleistung von 4500 Lumen recht deutlich, doch liegt dieser Wert noch in akzeptablen Toleranzen der Serienstreuung. Erfreulich ist die Tatsache, dass der FH35 diese maximale Helligkeit mit durchaus ansprechender Farbgebung kombiniert und keinen so markanten Grünstich aufweist, wie viele andere Modelle am Markt.

Farbkalibriert auf die Videonorm (siehe Kapitel 3.3), verbleiben hervorragende 4200 Lumen, welche für die meisten Projektionen auch unter nicht optimalen Bedingungen mehr als ausreichend ist. Verlangt die Installation nicht nach der Ausreizung der Helligkeit, so kann man den stromsparenden Eco-Modus aktivieren, der sehr gute 3100 Lumen farbkalibriert bietet.

Überraschend hoch ist die Werksangabe in Sachen Kontrast: 2000:1 verspricht Sony, was in Anbetracht der Lichtleistung Referenzlevel wäre. Ohne Hilfsmittel wie z.B. adaptive Lichtblenden, gelingt es kaum, einen AV-Projektor über 4000 Lumen mit einem nativen Kontrast im vierstelligen Bereich zu kombinieren. Dies gilt auch für den Sony:

Auf eine adaptive Lichtblende hat man verzichtet, dafür eine Lampenregelung eingesetzt. Nur arbeitet diese nicht wirklich praxisnah: Projiziert man für länger als ca. 15 Sekunden ein komplett schwarzes Bild, so dimmt die Lampe herunter und der Schwarzwert wird dunkler. Eine derartige Schaltung lässt die Ergebnisse von On/Off Kontrastmessungen nach oben schnellen, doch für die eigentliche Bildqualität ist sie absolut irrelevant, da sie schlichtweg nie aktiv ist.

Der native Kontrastumfang fällt folgerichtig wesentlich geringer aus: Rund 500:1 beträgt der On/Off Kontrast des FH35 ohne Lampendimmer. Für den Schwarzwert bedeutet dies ein Restlicht von ca. 9 bzw. 7 Lumen, was dunkle Bildinhalte eher gräulich erscheinen lässt. Relevant ist dieser Aspekt aber nur in komplett abgedunkelten Räumen mit dunklen Bildinhalten.

In Sachen Lichtleistung bietet der Sony VPL-FH35 solide und überdurchschnittliche Werte, womit eines seiner Hauptverkaufsargumente auch in der Praxis erfüllt wird. Entscheidend ist hier die gute Farbausbeute und der hohe Color Light Output, so dass der Sony gerade auch farbige Bildinhalte sehr akkurat und ansprechend leuchtstark projizieren kann. Im Kontrast zeigt er allerdings nur typische Werte und überrascht nicht.

 


3.2 Gamma

Der limitierte Dynamikumfang des Projektors muss besonders gut genug genutzt werden, damit keine Defizite in dunklen oder hellen Bildinhalten entstehen.

Wie bereits in Kapitel 2 aufgezeigt, bietet der FH35 keinen ausgewiesenen Gamma-Equalizer und nur eine sehr starke eingeschränkte Auswahl zwischen vordefinierten Presets (nur bei PC Zuspielung). Auf den ersten Blick ist man alleine auf das Werksgamma angewiesen, das im Falle des Sony auch noch im Bezug zur Videonorm zu flach ausfällt.



Ab Werk: Gamma von 2,08


Die Gammakurve von knapp über 2,0 ist für nicht abgedunkelte Räume (mit Restlicht) geeignet, weil die Bilddarstellung insgesamt leicht überbelichtet erscheint. In komplett abgedunkelten Räumen leidet aber die Bildplastizität unter dieser Einstellung.

Ein einziges Gammapreset würde einem Projektor dieser Preisklasse keinesfalls gerecht, zum Glück findet der erfahrene Anwender Abhilfe in der Funktion „Color Matching“.



Schaut man sich diese genauer an, so sieht man, dass man mit ihr nicht nur die Farbtemperatur für verschiedene Signalpegel (Level) justieren kann, sondern auch die allgemeine Helligkeit (Brightness). Und genau dies umschreibt das Gamma, das Verhältnis zwischen ausgegebener Helligkeit und Signalpegel (IRE).



Mittels „Color Matching“ kalibriertes Gamma von 2,2


Auch wenn die Funktion nicht grafisch übersichtlich aufbereitet ist, so ist der geübte Kalibrierer mit ihr dennoch in der Lage, das Gamma sehr gut auf die Videonorm oder anderweitig gewünschte Abstimmungen zu kalibrieren.

Im Ergebnis lässt sich der Sony VPL-FH35 in seiner Bildkomposition sehr gut auf jedwede Raumbegebenheit anpassen. Das Limit sind nicht die Einstellmöglichkeiten, sondern lediglich der begrenzte Kontrast und Schwarzwert des Gerätes.


Spezielles DICOM Gamma Preset


Als besonderes Gamma-Preset sei noch der DICOM Modus an dieser Stelle erwähnt, der durch ein besonders steiles Gamma den Kontrast von medizinischen Aufnahmen steigert und so für schulische Zwecke eingesetzt werden kann. Für diagnostische Zwecke ist der Sony allerdings nicht zugelassen.

 


3.3 Farbdarstellung

In Kapitel 3.1 haben wir bereits positiv ermittelt, dass der FH-35 in der Lage ist, eine sehr hohe Helligkeit von über 4000 Lumen mit einer kräftigen und glaubwürdigen Farbdarstellung zu kombinieren. Demgegenüber haben wir im Kapitel 2 bemängelt, dass die Bildoptionen kein Color Management bereitstellen.

Tatsächlich hat man keinerlei Einflussmöglichkeiten auf die Abstimmung der drei Primärfarben und des Farbraumes, den sie aufspannen. Wir haben diesen messtechnisch erfasst:



Farbsegel des Sony VPL-FH35


Wie das Diagramm zeigt, ist der Farbraum des FH35 ausreichend groß und nahe an der sRGB bzw. Rec709 Farbnorm. Dies gilt vor allem auch für die Farbhelligkeiten im Bezug zu Weiß (Color Light Output), die auch ohne weiterführende Kalibrierung nahezu perfekt abgestimmt sind.



Hervorragende Abstimmung der Farbhelligkeiten
ab Werk


Diese Werksabstimmung erklärt den positiven subjektiven Farbeindruck, den der Projektor bei hoher Helligkeit bietet. Allerdings können an dieser Werksabstimmung auch keinerlei nachträgliche Änderungen mehr vorgenommen werden. So ist ein Ausgleich eventueller Defizite in der Quelle oder eine noch höhere Farbgenauigkeit durch eine penible Kalibrierung auf die Videonorm nicht möglich, leichte Toleranzen lasen sich nicht vermeiden.

Kalibrieren lässt sich ausschließlich die Farbtemperatur, entweder durch das klassische RGB-Gain/Bias Menü oder die bereits erläuterte „Color Matching“ Funktion, die neben Gamma auch einen RGB Abgleich in Bezug zu verschiedenen Signalpegeln bietet.



Werkspreset „Low“


Die normnächste Ausgangsbasis bietet dabei das Werkspreset „Low“: In unteren Helligkeiten ein wenig zu kühl trifft es die Videonorm in hellen Bereichen vorbildlich genau. Mit Hilfe der Einstellmöglichkeiten lässt sich die Abstimmung noch weiter verfeinern.



Die Farbtemperatur kann problemlos kalibriert werden.


Wer eine kühlere Darstellung wünscht, wählt die Presets „Mid“ oder „High“, die beide wesentlich mehr Blau ins Bild mischen:



Werkspresets „Hight“ (links) und „Mid“ (rechts)


Soweit die messtechnischen Ergebnisse, doch zu welcher Farbgenauigkeit ist der Sony VPL-FH35 nun in der Lage? Zur Beantwortung dieser Frage haben wir eine aufwändige und praxisnahe DeltaE- Analyse durchgeführt



Unsere erste Analyse (oben) zeigt, dass der VPL-FH35 (Mitte) die meisten Farben gut abbildet, in Grün- und Orangebereichen aber stellenweise merkliche Abweichungen von der Norm (links) zu verzeichnen sind (DeltaE rechts).



Dadurch können z.B. Ungenauigkeiten in Hautfarben entstehen, die aber noch in akzeptablen Toleranzen liegen.



Sehr gut sind die Abbildungen von Naturtönen und Weißstufen: Unser drittes und viertes Beispiel zeigen, dass hier keine nennenswerten Abweichungen zu bemängeln sind.



Alles in allem stellt sich die Farbreproduktion des VPL-FH35 als ansprechend hell und für die meisten Anwendungen gut geeignet dar, zur höchsten Perfektion ist sie allerdings mangels Color-Managements nicht in der Lage.

 


3.4 Schärfe

Auch wenn der VPL-FH35 über keine praktischen Bajonett-Optiken verfügt, so sind die Schärfeeigenschaften verblüffend gut. Sogar schon an der Pixelstruktur erkennt man, wie scharf der Projektor sie abbildet und Kontraste abgrenzt.



Hohe Schärfe bis hin zur 1-Pixel Ebene


Besonders deutlich wird die sehr gute Schärfe bei Zuspielung der nativen FullHD oder WUXGA Auflösung, die der Projektor pixelgenau darstellt. Für einen 3LCD Projektor wird in dieser Klasse hiermit sicherlich Referenz geboten.



Wer genau hinsieht, wird die verblüffende Konvergenz bemerken, der FH35 weist so gut wie keine störenden Farbsäume auf. Dieses hervorragende Ergebnis ist dabei kein glücklicher Einzelfall sondern einer leistungsfähigen Konvergenzkorrektur geschuldet, die ein echtes Alleinstellungsmerkmal des FH35 darstellt, das er von seinen Heimkino-Verwandten aus selbigen Hause geerbt hat.



Im „Panel Alignment“ Menü hat man die Wahl zwischen einer einfachen Korrektur über das gesamte Bild oder einer zonenbasierender Justage. Im nun folgenden Schritt wird ein pixelgenaues Gitterbild eingeblendet und der Anwender kann die Konvergenz der Grundfarben Rot und Blau mittels der Cursortasten nahezu perfekt auf den Grünkanal abstimmen, so dass keine störenden Farbsäume mehr wahrnehmbar sind.



Die gesamte Justageprozedur ist zwar relativ langwierig (je nach Perfektionsanspruch und Ausgangszustand), dafür sind die möglichen Ergebnisse in Schärfe und Detailwiedergabe für einen 3Chip Projektor in jeder Hinsicht hervorragend.



Die Abbildungsschärfe der Optik sowie das Fehlen störender Farbsäume sorgt selbst in den Randbereichen des Bildes für eine optimale Darstellung, auch bei schwierigem Material wie Mikroschriften eines Desktops:



Die dazu gehörende Signalverarbeitung bietet ebenfalls die von Sony gewohnte Qualität: Neben der pixelgenauen Abbildung bei abgeschaltetem Overscan skaliert sie herkömmliche SD-Videosignale bzw. niedrigere PC Auflösungen ohne starke Linearitätsschwankungen oder Interferenzen auf die native WUXGA hoch. Im Falle von Halbbildzuspielungen (1080i / 576i) kann man sich zudem auf einen funktionierenden De-Interlacer verlassen, der ein detailreiches Vollbild errechnet.

 


4. Fazit

In unserem abschließenden Fazit wollen wir noch einmal die Stärken und Schwächen des Sony VPL-FH35 zusammenfassen und daraus die für ihn in Frage kommenden Anwendungsgebiete ableiten:

Mit seinem kompakten und eleganten (aber kratzempfindlichen) Chassis ist der Projektor für Räume prädestiniert, die bei limitierten Platzverhältnissen ein großes und lichtstarkes Bild verlangen und das Gerät den Raumeindruck nicht stören soll. Auch das leise Belüftungssystem sorgt dafür, dass der Projektor selbst bei Nähe zu den Betrachtern diese nicht durch laute Lüftergeräusche stört. Aufgrund des Anschlusspanels auf der Vorderseite unter der Optik liegt die optimale Positionierung vor dem Publikum.

Mangels differenzierter Geometrieanpassung ist der FH35 aber kein Flexibilitätswunder. Er bietet zwar einen LCD-typsichen optischen Lensshift, doch fällt dieser nicht so großzügig aus, wie bei manchem Mitbewerber selber Preisklasse.



Lobenswert sind die langen Wartungsintervalle bei Lampe und Luftfilter, im Falle eines notwendigen Tauschs fällt dieser aber sehr umständlich aus: So müssen diverse Schrauben gelöst und Klappen entfernt werden, bevor man an die entsprechenden Komponenten gelangt, was besonders bei Deckenmontagen in hohen Sälen zur Akrobaten-Nummer mutieren kann. Das gleiche gilt auch für die Objektive, auch hier ist umständliches Schrauben angesagt, denn auf einen praktischen Bajonett-Verschluss hat man leider verzichtet. Auf den praktischen Luxus eines elektrischen Zooms, Fokus oder Lensshifts muss man ebenfalls verzichten, so dass der Projektor grundsätzlich nur auf eine einzige Installation im Raum konfektioniert werden kann. Nachträgliche Korrekturen im Alltag sind in dieser Hinsicht nicht möglich.


Aufgrund dieser jeweils kleinen, aber in ihrer Summe nicht unerheblichen Limitierungen beschränkt sich unsere Empfehlung des FH35 auf Installationen, bei denen der Projektor anschließend nicht mehr bewegt werden muss. Als „wandernder“ Event-Projektor oder gar als Rental-Maschine ist er nicht zu empfehlen.



Das Bedienkonzept ist konservativ und in dieser Form schon seit vielen Jahren bei Sony Projektoren im Einsatz. Dies ist kein Nachteil, denn es bietet eine sehr übersichtliche Aufbereitung der zahlreichen Funktionen. Leider war man im Falle des FH35 stellenweise etwas nachlässig und manche Parameter sind in die falschen Rubriken gerutscht, was die intuitive Bedienung etwas beeinträchtigt aber nebensächlich wird, wenn sich der Anwender mit dem Gerät und der Bedienung vertraut gemacht hat. Die Fernbedienung unterstützt die Steuerung durch eine zuverlässige Signalübertragung und gute Tastenstruktur.


In der Bildqualität liegen die Stärken des VPL-FH35 in einer sehr scharfen und pixelgenauen Darstellung auf Referenzniveau, die Dank der leistungsfähigen Konvergenzkorrektur frei von störenden Farbsäumen ist. Mit über 4000 Lumen kalibriert bietet sich zudem eine sehr ansprechende Bildhelligkeit in nicht komplett abgedunkelten Räumen, auch wenn die Werksangabe von 5200 Lumen verpasst wird. Als 3LCD Projektor beschränkt sich die Helligkeit zudem nicht ausschließlich auf den Weißpegel (wie bei DLP-Projektoren mit Weißsegment im Farbrad), sondern wird auch in farbigen Bildern dank hohen Color Light Outputs umgesetzt. Die Farbgenauigkeit gegenüber den Videonormen (sRGB, HDTV) ist gut, mangels vollständigem Color Managements ist aber keine absolute Perfektion möglich. In Sachen Kontrast und Schwarzwert zeigt der Projektor die für diese Lichtklasse typischen Schwächen, die aber nur in komplett abgedunkelten Räumen zum Tragen kommen.



In Anbetracht des aktuellen Preises bietet der Sony VPL-FH35 einen hervorragenden Gegenwert als kostengünstiger Business Projektor, der vor allem für dauerhafte Festinstallationen in Konferenz- und Schulungsräumen geeignet ist. Hier verbindet er eine hervorragende Bildschärfe auf Referenzniveau, gute Farben und eine beeindruckende Helligkeit in einer Art und Weise, die auch hohe Ansprüche erfüllt. Die „Bright Era“ mit WUXGA Auflösung hat bei Sony in der Tat begonnen…

 

Test-Ergebnisübersicht

Helligkeit: 4500 Lumen maximal, 4200 Lumen kalbriert, 3200 Lumen Eco / kalibriert
Schärfe / Konvergenz: Hohe Bildschärfe über die gesamte Fläche, Hervorragende Konvergenz, da justierbar
Farbdarstellung: Ansprechend hell, mangels Color Management aber keine absolute Perfektion gemäß Videonorm
Chassis: Kompaktes, elegantes Chassis, aber empfindlich. Leise Belüftung. Seltene aber umständliche Wartung
Aufstellung: Flexibel, großer Zoombereich+ Lensshift (manuell). Wechselobjektive (verschraubt). Dauerhafte Festinstallationen vorzuziehen
Bedienung: Übersichtlich strukturiert, Limitierter Funktionsumfang, Zuverlässiger Infrarotgeber, Netzwerktauglich

 

 

 

15. August, 2012
Ekkehart Schmitt
Cine4Pro.de

 


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